Die strategische Weiterentwicklung der vier Geschäftsfelder sowie der eingeschlagene Wachstumskurs waren zwei der Gründe für die Reorganisation der Liechtenstein Gruppe vor drei Jahren. Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung bisher?
JOHANNES MERAN: Die Gruppe hat sich in der kurzen Zeit sehr positiv entwickelt. Mittlerweile gibt es gute Beispiele dafür, wie unsere Unternehmen ihre strategischen Optionen – Akquisition, neue Produkte und Technologien – verstärkt nutzen und weiterentwickeln. Ein Beispiel dafür ist die LIECO Gruppe, die 2022 ihren Dienstleistungsbereich mit der Akquise von FMM in Richtung digitales Forstmanagement ausgebaut hat.
Unsere Neuinvestitionen und die strategische Weiterentwicklung unserer Unternehmen gehen oft Hand in Hand und es lassen sich spannende Synergien schaffen. Ein Beispiel dafür ist unser Reissaatgutunternehmen RiceTec. Durch unsere Investitionen in N-Drip (Bewässerungslösungen) oder auch Green Universe Agrogroup (Biologicals) ergeben sich neue Möglichkeiten für den Reisanbau. Wir versuchen also um das Kernprodukt Reissaatgut ein „System“ zu schaffen, das das Kernprodukt stärkt. Gleichzeitig erschließen wir durch unseren Zugang zu bestehenden RiceTec-Kunden Wachstumsmöglichkeiten für die neuen Unternehmen. Dieses „systemische Investieren“ schafft einen Mehrwert für unsere neuen und bestehenden Unternehmen in unserem Portfolio.
Das israelische Unternehmen N-Drip hat ein revolutionäres, kostengünstiges Tröpfchenbewässerungssystem entwickelt, das nur mit Schwerkraft funktioniert. Angesichts des Klimawandels und der knapper werdenden Wasserressourcen verspricht die N-Drip-Technologie speziell auf Feldern, die bisher zur Bewässerung geflutet wurden (wie im Reisanbau), erhebliche Einsparungen bei Wasser, Dünger und Emissionen.
Inwieweit hat sich die Investmentstrategie der Liechtenstein Gruppe weiterentwickelt?
JOHANNES MERAN: Mit jedem Investment, das wir tätigen, oder auch entscheiden, nicht zu tätigen, schärft sich unsere Investmentstrategie. Bei jedem Investment stellen wir uns die Frage, wo können wir als Investoren für die Unternehmen einen Mehrwert leisten, der über das zur Verfügung gestellte Kapital hinausgeht? Wir konzentrieren uns daher auf unsere vier Kernsektoren und jene Bereiche der Wertschöpfungsketten, in denen wir die größte Expertise haben: zum Beispiel Anbautechnologien, Inputs oder Anbaudienstleistungen in der Landwirtschaft.
Worauf wollen Sie sich bei künftigen Investments konzentrieren und warum?
JOHANNES MERAN: Wir wollen weiterhin in ausgewählte Sektoren und Subsektoren investieren, dort starke Unternehmen aufbauen, die wir entweder halten oder zur gegebenen Zeit auch wieder verkaufen.
Wenn möglich, möchten wir Synergien zwischen den Unternehmen schaffen und nützen. Daher werden wir uns in allen unseren Sektoren weiterhin auf immobile Vermögenswerte, wie zum Beispiel landwirtschaftliche Flächen und Immobilien, sowie dazu passende Technologien und Dienstleistungen konzentrieren.
Außerdem bauen wir Plattformen aus: Das heißt Partnerschaften, durch die wir mit erfahrenen Managementteams nach einem Anfangsinvestment weitere Folgeinvestments unternehmen können. Starke Partnerschaften helfen uns, Investitionen einfacher zu skalieren. Und Skalierbarkeit ist ein wichtiger Aspekt unserer Arbeit, wenn wir unser Portfolio effektiv managen und die Unternehmen aktiv weiterentwickeln möchten – denn das ist entsprechend arbeitsintensiv. Daher sollten die Investments Einheiten von substanzieller Größe werden – kleinteilige Investments sind hier nicht der richtige Weg für uns.
Für jedes unserer Portfoliounternehmen entwickeln wir eine Investmentstrategie: Wie viel haben wir investiert? Macht es Sinn, in das Unternehmen weiter zu investieren? Wie lange wollen wir das Investment halten? Macht das Investment langfristig strategisch Sinn für uns? Als Investoren müssen wir das richtig einschätzen, um die besten Entscheidungen für unser Beteiligungsportfolio treffen zu können.
Ich denke, hier hat sich unser Fokus über die Zeit etwas verändert.